Der Versicherungsstandort Liechtenstein ist im Umbruch. Die frühere Bedeutung hochvolumiger PPLI-Produkte (Private Placement Life Insurance) hat stark abgenommen. In diesem Geschäftsfeld stehen nun standardisierte portfoliogebundene Lebensversicherungen im Fokus. Darüber hinaus gewinnt das Retail-Geschäft an Bedeutung. Treiber dieser Entwicklung sind einerseits die in Liechtenstein entwickelten innovativen Konzepte. So sind die liechtensteinischen Anbieter Vorreiter bei Nettotarifen und verfügen über weitreichende Möglichkeiten im Rahmen der Vermögensstrukturierung. Zugleich besticht die hohe Regulierungs-Konformität des Standorts in Bezug auf die EU-seitigen und schweizerischen Anforderungen. Das meldet der Versicherer Prisma Life, der seinen Hauptsitz in Liechtenstein hat.
In der Folge engagierten sich zunehmend (wieder) ausländische Versicherer in Liechtenstein, die den Standort als Sprungbrett in die Schweiz ebenso wie in die gesamte EU nutzen wollen. Die wirtschaftliche Stabilität des AAA-Standorts und der Schweizer Franken als Währung schafften dafür einen „save haven“ für Vorsorge und Vermögensbildung.
Auch Prisma Life habe sich bewusst für den Standort entschieden – nicht zuletzt wegen der hohen Flexibilität. Doch der Erfolg des Standorts und der Liechtensteiner Unternehmen sei kein Selbstläufer. Deshalb müssten Politik, Aufsicht und die Finanzdienstleister der verschiedenen Branchen vor Ort aktiv zusammenwirken, um den Finanzplatz im Herzen Europas auch künftig stark zu positionieren. Denn die immer weiter steigenden Regulierungsanforderungen verursachten hohe Aufwände, die im großen Kontext leichter zu stemmen seien. Umgekehrt verfügten die Liechtensteiner über hohe Kompetenz im Cross-Border-Geschäft, die sie in die Kooperation einbringen können.
Politik und Aufsichtsorgane könnten helfen, indem sie im internationalen Kontext auf die Einhaltung der Marktöffnung pochen. Denn internationaler Wettbewerb sei im Sinne der Verbraucher und dürfe nicht in Bürokratie erstickt werden. Um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen weiter zu stärken, gelte es Hemmnisse zu beseitigen. Ein Kernthema sei sicher die Stempelsteuer, die Kapitalanlagemodelle im Vergleich zu anderen europäischen Ländern unnötig verteuerten. Die Schweiz und Liechtenstein werden Wege finden müssen, diese Marktverzerrung zu beseitigen.
Liechtenstein sei ein attraktiver Standort mit hoher Lebensqualität. Doch zweifellos hätten die ansässigen Unternehmen einige Kosten-Nachteile. Deshalb benötige es mehr Flexibilität auch im Arbeitsrecht. Wer Digitalisierung und flexible Arbeitsformen ernst nimmt, müsse sich Gedanken machen, wie grenzüberschreitende Arbeit von sozialversicherungsrechtlichen Fesseln befreit werden könne. Dabei gehe es nicht primär um Einsparungen, sondern darum, auch in Zukunft eine Arbeitsumgebung anzubieten, die den Anforderungen von gut ausgebildeten Menschen entspricht. Dafür bedürfe es mehr Aufmerksamkeit seitens der Politik, vor allem Rücksichtnahme auf die Kostensituation und Mitarbeiterbelange bei kleinen und mittleren Unternehmensgrößen. Liechtenstein habe zudem als Land bereits ein hohes Bewusstsein für Nachhaltigkeitsfragen. Diesen Aspekt gilt es noch stärker in den Fokus zu nehmen und gemeinsam mit Banken und Versicherern am Standort eine Führungsrolle zu übernehmen. (DFPA/mb1)
Die Prisma Life AG ist ein liechtensteinischer Lebensversicherer mit Sitz in Ruggell. Das Unternehmen entwickelt Fondspolicen und Vorsorgeprodukte für den deutschen und österreichischen Markt. Prisma Life verwaltet Kundengelder in Höhe von rund 1,29 Milliarden Euro.