Staatliche Vorgaben zum Klimaschutz lassen den Markt für nachhaltige Anlagen rasant wachsen. Der Ukraine-Krieg beschleunigt zusätzlich die Abkehr von fossilen Energien und treibt die Nachfrage nach grünen Projekten und Finanzierungsformen wie Anleihen voran. Zwar machen Green Bonds bislang nur einen kleinen Teil des globalen Bondmarktes aus. Doch das werde sich ändern. „Das Potenzial ist unglaublich groß“, sagt Tim Faltis, Verwaltungsrat bei der Luxemburger Finanzgruppe Fair Alpha.
Die Politik habe die Weichen Richtung Klimaneutralität der Wirtschaft gestellt. Für die notwendige Anpassung der Unternehmen spiele der Anleihemarkt eine zentrale Rolle: Er schaffe die Mittel, mit denen der grüne Umbau realisiert werden könne. In den vergangenen Jahren hätten sich nachhaltige Anlagen daher zu einem Boommarkt weltweit entwickelt.
Nach Zahlen der Climate Bond Initiative wurden 2020 nachhaltige Schuldpapiere über 700 Milliarden Dollar begeben, das entsprach einer Verdopplung gegenüber dem Vorjahr. Noch 2016 hatte das Volumen lediglich rund 100 Milliarden Dollar erreicht. Im vergangenen Jahr setzte sich das Wachstum fort, laut Finanzinformationsdienst Refinitiv erreichten nachhaltige Anleihen die Eine-Billion-Dollar-Marke, mehr als 1.000 Green Bonds wurden ausgegeben. Größter Markt für nachhaltige Anleihen war dabei Europa mit einem Anteil von 54 Prozent. Die Regionen Amerika und Asien/Pazifik kamen auf 22 und 18 Prozent.
„Die Zahlen zeigen das massive Wachstum der vergangenen Jahre, aber auch das enorme Potenzial“, sagt Faltis. Denn trotz des Anstiegs werde der globale Bondmarkt weiter von konventionellen Finanzinstrumenten dominiert. Die ausstehenden Schulden der fossilen Industrie seien fast dreimal so groß wie der Markt für nachhaltige Kreditpapiere. „Das muss sich ändern“, so Faltis. Eine zunehmende Anzahl von Politikern und Unternehmen fordere daher Lösungen vom Finanzsektor. Der weltweite Kapitalmarkt könne auf diese Weise seinen Einfluss nutzen und zum Klimaschutz beitragen.
Das Umfeld dafür werde immer besser: Länder wie Deutschland schafften mit Papieren wie grünen Bundesanleihen Benchmarks für den Markt. Die EU-Kommission habe mit grünen Eurobonds nachgezogen und zudem angekündigt, dass rund ein Drittel des 750 Milliarden Euro umfassenden Programms „Next Generation EU“ mittels Green Bonds finanziert werden soll. Mit ihrer Taxonomie habe die EU zudem verbindliche Vorgaben für nachhaltige Investments vorgelegt – auch wenn viele Standards und Regularien aus der Privatwirtschaft dort deutlich strenger seien.
Viel wichtiger sei aber, dass nicht nur das Angebot zunimmt, sondern vor allem die Nachfrage der Investoren nach nachhaltigen Papieren. Der Markt wachse damit von unten, der Hunger der Anleger sei groß. Technologien wie das Internet, Big Data und künstliche Intelligenz helfen Investoren laut Faltis dabei, die Daten zu analysieren und Unternehmen aus Nachhaltigkeitsperspektive zu bewerten. Zudem habe der Unternehmenssektor längst die Bedeutung des Klimaschutzes für langfristige Wachstumsperspektiven erkannt. Resilienz sei hierbei ein wichtiges Stichwort – also die Fähigkeit von Unternehmen wie von Investmentportfolios, sich erfolgreich an eine klimaneutrale Entwicklung anzupassen und ihr voranzugehen. Wer als Erster reagiert, dem winkten Wettbewerbsvorteile. „So wird Klimaschutz von der Notwendigkeit zur Chance“, sagt Faltis.
„Der Markt für ESG-Anlagen dürfte daher vor Jahren exorbitanten Wachstums stehen“, so Faltis. „Als Anbieter von nachhaltigen Verbriefungslösungen wollen wir zu diesem Wachstum beitragen und es Akteuren ermöglichen, nachhaltigen und finanziellen Impact zu verbinden.“ (DFPA/mb1)
Die Fair Alpha Coop S.A. bietet Finanzmarktlösungen für institutionelle Kunden und macht Investmentideen und Handelsstrategien zu investierbaren und depotfähigen Wertpapieren.