Während es mit Blick auf die Inflation erste Anzeichen für eine Entspannung gibt, nehmen die Wachstumssorgen insbesondere in der alten Welt weiter zu, schreibt Mark Dowding, Chief Investment Officer beim Vermögensverwalter Bluebay, in seinem aktuellen Marktkommentar. Am Anleihemarkt könnten die gesunkenen Bewertungen Chancen bieten – zum Beispiel in den Schwellenländern, meint der Experte.
Auch wenn die Unsicherheit an den Märkten nach wie vor groß ist und die Kursentwicklung angesichts der verschlechterten Liquiditätsbedingungen unberechenbarer geworden sei, könnten sich die Märkte aus Sicht von Dowding und seinem Team künftig jedoch ein Stück weit stabilisieren – zumindest relativ gesehen. Die Zinsanhebungen durch die großen Zentralbanken in den kommenden Monaten seien bereits eingepreist.
Laut Dowding dürfte der Preisdruck in den USA und der Eurozone in den kommenden Monaten nachlassen. Basiseffekte fallen weg und die wirtschaftliche Nachfrage kühlt sich ab. „Die jüngsten Inflationszahlen aus Deutschland haben uns ebenfalls darin bestärkt, dass wir uns einem Wendepunkt nähern könnten. Die größte mittelfristige Bedrohung für die Preisstabilität stellt der Druck am Arbeitsmarkt dar. Es gibt aber Anzeichen dafür, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften nachlässt: Laut Umfragen planen Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks weniger Tempo bei den Neueinstellungen. Die Rohstoffpreise haben ebenfalls nachgegeben.“
Die Verlangsamung des Wachstums und die Angst vor einer Rezession dürften nun die Inflation als Hauptsorge vieler Anleger abgelöst haben. In Europa scheint aufgrund der Auswirkungen des Ukraine-Kriegs ein Produktionsrückgang unvermeidlich. Nun stelle sich die Frage, wie schwer die Rezession ausfällt.
Dowding: „Unterdessen befindet sich die US-Wirtschaft nach wie vor in einer wesentlich besseren Verfassung. Daher sind wir weiterhin der Meinung, dass eine Rezession vermieden werden kann, wenn die US-Zinsen nicht über vier Prozent steigen – auch wenn es eng wird. Vor diesem Hintergrund scheinen US-Anleihen aktuell günstig bewertet, wenn man von einer Wachstumsverlangsamung ausgeht. In einem Rezessionsszenario könnten sie hingegen weiter korrigieren. In der Eurozone sind wir näher dran, eine Rezession einzupreisen.“
Nach den Kurskorrekturen gebe es nun eine Reihe von Märkten, die sehr günstig erscheinen – zum Beispiel innerhalb der Schwellenländer. Einige von ihnen haben wesentlich früher als viele entwickelte Volkswirtschaften mit Zinsanhebungen begonnen. Daher sei die Inflation dort bereits zurückgegangen.
„Dennoch wird es unter den aufstrebenden Volkswirtschaften aufgrund der unterschiedlichen Dynamik und der verschiedenen politischen Maßnahmen vermutlich sowohl Erfolgsgeschichten als auch das Gegenteil geben. Vereinfacht ausgedrückt könnten die Energie- und Lebensmittelexporteure im Vergleich zu den Importeuren weiter zulegen. Wir sind der Meinung, dass mit der Wende an den Märkten auch die Streuung der Performance zwischen den Emittenten zunehmen dürfte“, so Dowding abschließend. (DFPA/JF1)
Bluebay Asset Management LLP ist Spezialist für Fixed-Income-Management. Das Unternehmen mit Sitz in London verwaltet per Ende Dezember 2021 mehr als 128 Milliarden US-Dollar für institutionelle Anleger und Finanzinstitute. Bluebay hat Niederlassungen in Großbritannien, der Schweiz, Deutschland, Luxemburg, den USA, Japan und Australien. Bluebay Asset Management befindet sich zu 100 Prozent im Besitz der Royal Bank of Canada und ist Teil von RBC Global Asset Management.