Die US-Inflation hat im Juni 2022 die Marke von neun Prozent über Vorjahr überschritten. Größter Treiber waren erneut die Benzinpreise. Die Kerninflation hat zwar leicht nachgegeben. Angesichts des insgesamt sehr hohen Preisdrucks bleibt die FED bis auf Weiteres aber im aggressiven Straffungsmodus, „Peak-Hawkishness“ ist also noch nicht erreicht. Die Rezessionssorgen werden in den kommenden Wochen deshalb noch zunehmen, schreibt Dr. Johannes Mayr, Chefvolkswirt bem Vermögensverwalter Eyb & Wallwitz, in einem aktuellen Marktkommentar.
Mit 9,1 Prozent zum Vorjahr lag die jährliche Inflationsrate im Juni um 0,5 Prozentpunkte über dem Mai-Wert. Zum Vormonat haben die Verbraucherpreise um 1,3 Prozent zugelegt, führt Mayr aus. Verantwortlich dafür waren laut dem Chefvolkswirt einmal mehr insbesondere die Benzinpreise, die zum Vormonat um mehr als zehn Prozent gestiegen sind. Auch die Nahrungsmittelpreise haben deutlich zugelegt. Die für die US-Notenbank Fed zentrale Kerninflation (ohne Energie und Nahrungsmittel) lag mit 5,9 Prozent nur um 0,1 Prozentpunkte unter Vormonatswert. Die Normalisierung der Güterpreise habe sich dabei nicht fortgesetzt, trotz Rückverlagerung der Nachfrage auf Dienstleistungen und dem damit einhergehenden deutlichen Lageraufbau. Der Aufwärtsdruck auf die Preise von Dienstleistungen war erneut hoch, so Mayr. Neben den Wohnkosten, die für einen Anteil von einem Drittel der Ausgaben der Haushalte stehen, waren vor allem die Transportpreise im Juni deutlich höher.
„Die Juni-Daten zu den Verbraucherpreisen haben die Inflationssorgen der Fed nicht gemindert. Für die kommende Sitzung (27. Juli) ist deshalb ein großer Zinsschritt um 75 Basispunkte ausgemacht. Gleichzeitig steigen die Rezessionssorgen am Markt. Denn der Druck auf die Konjunktur hat bereits deutlich zugenommen und wird sich – getrieben durch die erheblichen Kaufkraftverluste und die bereits deutliche Straffung der Finanzierungskonditionen – weiter verstärken. Der Rückgang der mittelfristigen Inflationserwartungen und die Inversion der US-Zinskurve spiegeln dies bereits. Die Risikostimmung wird zunächst angeschlagen bleiben. Voraussetzungen für einen Stimmungswandel bleiben ein überzeugender Abwärtstrend der Kerninflation und moderatere Töne der US-Notenbank. Beides ist noch nicht erkennbar. ,Risk-off‘ bleibt vorerst das Motto für Anleger“, so Mayr abschließend. (DFPA/JF1)
Die Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement GmbH ist ein Vermögensverwalter mit Sitz in München und Standort in Frankfurt am Main.