Seit Anfang September haben die Anleihenmärkte eine rückläufige Entwicklung verzeichnet. Benjamin Melman, Global Chief Investment Officer bei Edmond de Rothschild Asset Management, ist jedoch der Meinung, dass sich die Situation normalisieren und langfristige Renditen erzielen werden. In seinem aktuellen Marktkommentar erklärt Melman: „Die Spannungen auf den Anleihenmärkten sind nicht auf steigende Ölpreise zurückzuführen, da der Inflationsgrenzwert nur geringfügig gestiegen ist. Ebenso wenig liegt es daran, dass die Märkte davon ausgehen, dass die Zentralbanken die hohen Zinssätze länger beibehalten werden, da sich die Renditekurve für fünf- und zehnjährige Anleihen eher steiler als flacher entwickelt hat.“ Die eigentliche Ursache für die aktuellen Spannungen sei der Anstieg der Laufzeitprämie, eine nicht nachvollziehbare Variable, die verschiedenen Schätzmethoden unterliegt. Sie hänge von so vielen Faktoren ab, dass kurzfristige Bewegungen schwer zu verstehen und noch schwerer vorherzusagen seien. „Die Entwicklung der Laufzeitprämien hat in der Regel nichts mit den Erwartungen an die Geldpolitik zu tun. Und die Vorstellung, dass höhere Renditen langfristiger Anleihen auf eine sich anbahnende Krise bei der Finanzierung des US-Defizits zurückzuführen sind, wird durch die starke Entwicklung des Dollars widerlegt. Bei dieser jüngsten Entwicklung handelt es sich also um einen unbekannten Faktor. Die Anleihemärkte werden sich jedoch sicher wieder normalisieren, wenn das Ende der starken Inversion der US-Renditekurve, die anhaltende Disinflation und die bevorstehende weiche Landung voll zum Tragen kommen.“ Ein weiterer Faktor, der für eine Stabilisierung der Märkte spricht, ist laut Melman die Tatsache, dass einige Mitglieder der US-Notenbank argumentieren, dass höhere Renditen für langfristige Anleihen die Notwendigkeit einer weiteren Straffung der Geldpolitik verringern. Zudem sei der Krieg in Israel ein Grund dafür, trotz des Aufwärtsdrucks auf die Ölpreise Staatsanleihen als sicheren Hafen zu kaufen. Aus diesen Gründen übergewichtet Edmond de Rothschild AM weiterhin Anleihen. Der Schwerpunkt liege dabei auf europäischen Investment-Grade-Anleihen und hochverzinslichen Anleihen guter Qualität. In Bezug auf die aktuelle Anlagestrategie von Edmond de Rothschild AM sagt Melman: „Die aktuellen Spannungen auf den Märkten und die geopolitischen Unsicherheiten führen dazu, dass wir bei der Vermögensallokation eher vorsichtig sind. Nach dem Boom im Technologiesektor konzentrieren wir uns nun auf Big Data, um von der Verbreitung der künstlichen Intelligenz in der Wirtschaft zu profitieren. Auch im etwas zurückgebliebenen Gesundheitssektor sehen wir Potenzial, da dieser von zahlreichen therapeutischen Durchbrüchen profitieren wird. Zudem entwickelt sich dieser Bereich in der Regel auch unter schwierigeren wirtschaftlichen Bedingungen gut.“