Die Inflationsrate steigt weiter: Laut Statistischem Bundesamt liegt die Teuerungsrate im November voraussichtlich bei 5,2 Prozent. Was bedeutet der Anstieg der Inflation und damit der Lebenshaltungskosten für Immobilienbesitzer und Kreditnehmer? „Eigentümer profitieren von ihrer Immobilie bei einer steigenden Inflation in doppeltem Sinne“, sagt Mirjam Mohr, Vorstand für das Privatkundengeschäft bei dem Baufinanzierungs-Vermittler Interhyp.
„Auf der einen Seite steigen mit der Inflation meist auch die Immobilienpreise und somit der Wert der Immobilie. Auf der anderen Seite kann unter bestimmten Voraussetzungen die Inflation auf lange Sicht auch beim Abtragen der Schulden helfen, denn die festgeschriebene Kreditrate bleibt auch bei einer Inflationssteigerung gleich.“
Inflation entstehe, wenn die Nachfrage höher ist als das Angebot. „Bei der aktuellen Teuerung gibt es jedoch verschiedene Einflussfaktoren“, gibt Mohr zu bedenken. So seien durch die Einschränkungen in der Pandemie viele betriebliche Prozesse aufwändiger geworden, und die Unsicherheit bei Lieferungen aus Fernost sei für viele Unternehmen Anlass gewesen, mehr Vorprodukte und Material auf Lager zu halten oder nach zuverlässigeren, aber teureren Lieferanten in der Nähe zu suchen. Dazu komme die Verteuerung von fossilen Brennstoffen durch die CO2-Abgabe und die inzwischen wieder normalisierte Mehrwertsteuer. All dies führe dazu, dass viele Unternehmen ihre Abgabepreise neu kalkulieren müssten. Die zuletzt vielerorts stark gestiegenen Immobilienpreise fließen hingegen nicht in die Inflationsrate mit ein. Allerdings plane die Europäische Zentralbank (EZB) bereits eine Änderung: Ähnlich wie in den USA sollen die Kaufpreise für Eigenheime künftig bei der Messung der Teuerungsrate berücksichtigt werden. Offen sei noch, auf welche Weise und mit welcher Gewichtung dies geschehen soll.
In Zeiten erhöhter Inflation sei ein Motiv für den Immobilienkauf der Schutz gegen die schleichende Geldentwertung. Zudem könnten sich Eigentümer von steigenden Mieten abkoppeln. Weil die Kreditrate meist langfristig festgeschrieben wird, kommen Eigenheimbesitzer auch in Inflationszeiten günstiger weg als Mieter. Wichtig sei jedoch, dass auch in Zeiten steigender Lebenshaltungskosten der Kaufpreis für die eigene Immobilie finanzierbar bleibe, gibt die Interhyp-Vorständin zu bedenken. In der Beratung spiele das Inflationsthema vor allem im Blick auf die Flexibilität der Finanzierung eine Rolle: „Ein Teil der Kunden wünscht sich eine veränderbare Finanzierungsrate, um je nach Entwicklung von Lebenshaltungskosten und Einkommen die monatliche Rate nach oben oder unten anpassen zu können.“
Die anfängliche Tilgung rangiert aktuell bei knapp über drei Prozent. „Vor allem in teuren Gegenden wie München stellt es unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter teilweise vor Herausforderungen, die im Vergleich zu den Einkommen rasant angestiegenen Immobilienpreise und Darlehenssummen noch bei den Banken unterzubringen“, so Mohr. Kreditinstitute schauten sich die Finanzierungsbedingungen mittlerweile sehr genau an und lockerten ihre Vergabepraxis nicht, was auch der heute niedrigere durchschnittliche Beleihungsauslauf zeige. (DFPA/mb1)
Die Interhyp AG mit Sitz in München ist ein Kreditvermittler für Immobilienfinanzierungen. Das Unternehmen ist eine Tochtergesellschaft der niederländischen ING Direct.